Entdecke Unganisha!

Sie können die Karte bewegen und heranzoomen – entdecken Sie die gesamte Landschaft!

Klicken Sie auf ein Symbol, um mehr zu erfahren. Sie können auch “wischen”, um sich auf der Karte weiterzubewegen. Viel Spaß!

Enduimet Wildlife Management Area

Beispielprojekte

„Stachel-Draht-Zaun“ der besonderen Art

Draht, Bienenstöcke und die Stacheln der Afrikanischen Honigbiene – das sind im Wesentlichen die Elemente des Zauns, der Elefanten von den Feldern der Gemeinde Tingatinga fernhält. Die Abwehr der Dickhäuter ist ebenso einfach wie effektiv, denn diese nehmen lieber Reißaus, als sich an dünnen Hautstellen von ärgerlichen Bienen stechen zu lassen. Besonders empfindlich sind die Ohren, die Haut rund um die Augen und der Rüssel.

Warum die Bienen ärgerlich werden? Ihre Bienenstöcke sind rund um die Felder frei schwingend aufgehängt. Untereinander sind sie mit einem unscheinbaren Draht verbunden. Stößt ein Elefant den Draht an, überträgt sich die Bewegung auf die nächsten Bienenstöcke und sie beginnen zu pendeln. Das wiederum veranlasst die wehrhaften Bienen, auszuschwärmen. Schon das summende Geräusch versetzt einen Elefanten in Alarm! Angestachelt zur Flucht macht er kehrt und warnt sogar noch seine Artgenossen.

Handeln, bevor ein Konflikt entsteht

Zwei Imker:innengruppen betreuen den ungewöhnlichen Zaun, der nicht nur der Gemeinde Tingatinga hilft, sondern auch den Elefanten. Eine Elefantenherde kann die Jahresernte eines Farmers oder einer Farmerin binnen Stunden vernichten – kein Wunder also, dass die Bäuerinnen und Bauern alles daransetzen, ihre Felder und damit das Wohlergehen ihrer Familien zu schützen.

In der Vergangenheit wurden solche Konflikte oft mit Gewalt gelöst, die Elefanten vertrieben oder getötet. Der neue Bienenstockzaun bietet eine Alternative mit mehreren Vorteilen: Die Elefanten werden von den Feldern ferngehalten und ihr Leben geschont, die Akzeptanz für die Wildtiere steigt, die Bienen helfen beim Bestäuben der Feldfrüchte und die Imker:innen haben mit dem Verkauf von Honigprodukten ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein. Umgesetzt wird dieses Projekt zusammen mit der lokalen, gemeinnützigen Organisation „Tanzanian Elephant Foundation“.

Die Enduimet Wildlife Management Area

Tingatinga ist eine von elf Gemeinden, die sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam ihr Naturerbe zu schützen und auf diese Weise Einnahmen zu erwirtschaften. Sie reservierten mit 752 Quadratkilometern mehr als die Hälfte ihres Landbesitzes für den Naturschutz und gründeten die Enduimet Wildlife Management Area, kurz EWMA. Dass die Naturschutzfläche keineswegs unbedeutend ist, zeigt schon ein Flächenvergleich: Die EWMA ist fast doppelt so groß wie der Amboseli-Nationalpark! Aufgrund seiner Lage ist dieses Gebiet zudem einer der wichtigsten regionalen Wildtier-Wanderkorridore und -Lebensräume, verbindet er doch das Lake-Natron-Ökosystem mit dem Amboseli-Kilimanjaro-Ökosystem und dem Arusha-Nationalpark.

Die EWMA wird von den Gemeinden selbst verwaltet. Sie koordinieren auch die Ausbildung von Gemeindewildhüter:innen und ihre Einsätze gegen Wilderei oder schaffen attraktive Angebote für Tourist:innen. Die Einnahmen aus dem Tourismus fließen in den Naturschutz ebenso wie in die Gemeinden selbst, die davon unter anderem Stipendien für Studierende oder andere Fortbildungen bezahlen. Gemeinsam sind die elf Gemeinden stark. Aber es gibt auch Herausforderungen, für die es keine einfache Lösung gibt.

Klimawandel und andere Herausforderungen

Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren sind eine der Herausforderungen, denen sich die Bewohner der EWMA Tag für Tag stellen müssen. Eine andere ist der Klimawandel, der die Menschen hier mit Wucht trifft. Extreme Wetterereignisse sind häufiger als noch vor wenigen Jahren und wiederkehrende Dürreperioden werfen die drängende Frage auf, wie die Gemeinden darauf reagieren können. Was können die Menschen tun, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien auch in Zukunft sicherzustellen? Wie gelingt es, die natürlichen Ressourcen zu schützen? Und wie lassen sich die Konflikte zwischen den Menschen und Wildtieren entschärfen, sodass gefährliche Situationen im besten Fall gar nicht erst entstehen? Um Antworten auf dies Fragen zu bekommen, baten die Gemeinden der Enduimet Wildlife Management Area den WWF und weitere Partner:innen um Unterstützung.

Lösungen für das Leben in einer sich ändernden Welt

Die Ernten der Farmer:innen mit Bienenzäunen vor Elefanten zu schützten ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit des WWF und der Gemeinden vor Ort und zeigt, wie die Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren entschärft werden können. Eine weitere Lösung sind solarbetriebene Lampen, die in der Nacht das Vieh schützen: Die blinkenden Lichter rund um die Bomas schrecken Löwen und andere Raubtiere ab. An der Grenze der Dörfer Olmolog und Lerang’wa wurde zudem ein Wasserdamm errichtet, der künftig nicht nur Viehtränken, sondern auch Wildtiere mit Wasser versorgen wird. Auch das hilft, die Konflikte zu minimieren, denn Raubtiere und Elefanten finden so fernab von Farmen und Siedlungen Wasser.

Die Versorgung mit Wasser ist angesichts des Klimawandels auch für die Menschen eine zentrale Frage. Große Wassertanks helfen jetzt, Schulen, Kliniken, und Gesundheitsstationen verlässlich zu versorgen. Und die Menschen kommen miteinander ins Gespräch – über den Klimawandel, seine Auswirkungen und wie sich ihre Gemeinschaften dafür stärken können. Zum Beispiel mit alternativen Einkommen, so wie die Imker:innen in Tingatinga. Oder die Frauenkooperative der Dörfer Ngereyani und Elerai: Sie ließen sich schulen, um energieeffiziente Öfen zu bauen und so den Holzverbrauch in ihren Gemeinden zu senken.

Reiche Ernte in Tingatinga

In Tingatinga, so der Gedanke, wird sich mit dem Erfolg des Bienenzauns auch die Einstellung der Dorfbewohner:innen gegenüber dem Naturschutz und den Wildtieren verändern. Die Menschen erfahren, dass sich aus klugen Naturschutzmaßnahmen sogar neue Geschäftsideen entwickeln lassen: Der Bienenzaun in Tingatinga beherbergt auf einer Länge von zwei Kilometern 200 Bienenstöcke! Genug für eine reiche Honigernte. Genug auch, um rund 1.640 Hektar Ackerland vor Elefantenangriffen zu schützen und damit die Ernährungsgrundlage von mehr als 1.600 Haushalten in Tingatinga zu sichern.

Steckbrief Enduimet Wildlife Management Area

Gründungsjahr:

2005

Größe:

752 km2

Landeigentümer:

11 Dörfer mit mehr als 10.000 Menschen

Ziele:

Schutz von Schlüsselökosystemen, die Erhöhung ihrer Resilienz und ihre Anpassung für eine nachhaltige Nutzung durch lokale Gemeinden; Stärkung des Managements der Gemeinden; Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort; Anpassung der Gemeinden an die Auswirkungen des Klimawandels; Corona-Notfallhilfe. In allen elf Gemeinden entwickeln wir Klimaanpassungspläne und setzen sie um.