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Elefantenschutz in Unganisha

Beispielprojekte

Elefanten in Not

Gerade einmal drei Wochen alt war der Elefantenbulle, den Ranger:innen im Muhesi Game Reserve eines Morgens in einem tiefen Wasserloch fanden. Dorfbewohner:innen einer nahegelegenen Gemeinde hatten sie alarmiert.

Der Kopf des Elefanten mit seinem kleinen Rüssel ragte gerade noch aus dem Wasser heraus und es war klar: Die steile Böschung konnte der Kleine nie und nimmer aus eigener Kraft erklimmen. Vermutlich war er in das Wasserloch gerutscht, als seine Herde in der Nacht ihren Durst löschen wollte. Ohne Hilfe würde er sterben. Doch wie befreit man ein 120 Kilo schweres Wildtier in Todesangst aus einem tiefen Loch?

Man muss schon genau wissen, was in einer solchen Situation zu tun ist – das lehrt die Erfahrung. Oft schon sind Elefanten beim Versuch, sie aus einem Wasserloch zu ziehen, gestorben. Doch dieser kleine Kerl hatte Glück: Die Ranger:innen waren genau für diese Situation geschult worden. Sie hatten ihre Ersthelfer-Ausrüstung dabei und wandten das erlernte Notfallprotokoll an – Schritt für Schritt und mit aller Ruhe und Konzentration.

Ein Teil des Teams folgte den Spuren der Herde. Mit etwas Glück war sie noch in der Nähe! Sie zu finden war besonders wichtig, denn das Elefantenkälbchen sollte zu seiner Mutter zurückgebracht werden. Inzwischen waren immer mehr Dorfbewohner eingetroffen, die mit ihrer Unruhe das Kalb noch mehr ängstigten. Deshalb nahmen zwei Ranger die Menschen beiseite, beruhigten die Situation und erklärten mit leiser Stimme, wie die Rettung vonstattengehen werde. Unterdessen gruben weitere Ranger:innen mit Schaufeln eine Rampe in die steile Böschung. Zwei Ranger ließen sich in das Wasserloch hinuntergleiten, um das Kälbchen zu beruhigen. Sie redeten mit ihm, berührten es sanft und deckten seine Augen mit einem Tuch ab, um ihm die Situation so gut es ging zu erleichtern. Schließlich legten sie ihm professionell die Gurte an, mit dem der kleine Bulle schließlich aus dem Loch gezogen werden konnte – ohne Verletzungen, ohne Panik und ohne Atemnot.

Wenn die Lebensräume schwinden

Dass Elefanten in von Menschen gegrabene Wasserlöcher stürzen und verenden ist leider keine Ausnahme: Weil sich die Siedlungen der Menschen und die Lebensräume der Elefanten mehr und mehr verzahnen, entstehen kritische Situationen immer häufiger. Unfälle wie der Sturz in ein Wasserloch sind das eine. Wilderei und Tötungen aus Rache kommen noch dazu. Jahr für Jahr erleiden aber auch Menschen Verletzungen durch Elefanten und andere Wildtiere oder verlieren sogar ihr Leben. Immer wieder passiert es, dass Farmer um ihre Ernten gebracht werden, weil eine Elefantenherde auf der Suche nach Nahrung ihre Felder verwüstet.

Ausgangspunkt vieler Probleme sind die schwindenden Lebensräume der Elefanten. Groß müssen diese Lebensräume sein, ungestört und über die uralten Wanderwege miteinander verbunden – nur dann können die Elefanten überleben. Doch die Lebensräume der Elefanten schrumpfen und ihre Wanderwege sind vielerorts unterbrochen: durch Straßen, Siedlungen, Zäune und Felder. Als wäre das nicht genug, kommt der Klimawandel noch hinzu. Immer öfter treten Dürreperioden auf und immer länger dauern diese an. Das ist nicht nur für die Menschen ein großes Problem, auch für die Elefanten. Besonders gefährdet sind Mütter mit Jungtieren, die nicht weit und schnell genug zu Wasser- und Futterquellen wandern können.

Hilfe für Elefanten, Hilfe für Menschen

Weil die Probleme so vielschichtig sind, arbeitet der WWF zusammen mit Partner:innen an unterschiedlichen Lösungsstrategien, die ineinandergreifen wie die Teile eines Puzzles. Die Rettung einzelner Elefantenkälber aus einem Wasserloch gehört ebenso dazu wie die Gründung großflächiger Gemeindeschutzgebiete mit dem Ziel, Wanderwege für Elefanten wieder zu öffnen und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Allen Maßnahmen gemeinsam ist, dass sie immer wieder den Ausgleich suchen zwischen dem, was für die Wildtiere gut ist und dem, was die Menschen für ein gutes Auskommen brauchen.

Bienenzäune zum Beispiel, rund um Äcker angebracht, halten Elefanten auf sanfte Weise von den Feldfrüchten fern und sichern die Ernte. Solarbetriebene Brunnen, strategisch aufgestellt, versorgen nicht nur Menschen und ihr Vieh, sondern auch Wildtiere mit ausreichend Wasser– ohne dass es zu Konflikten kommt. Rund um viele Schulen in Unganisha sind solarbetriebene Zäune errichtet worden, die Kinder und Lehrer schützen und den Eltern ein gutes Gefühl geben: Ihre Kinder sind in der Schule sicher - kein Elefant wird auf der Suche nach Nahrung oder Wasser ins Schulgelände eindringen.

Neue Perspektiven

Es geht um den Schutz der Lebensräume der Elefanten, es geht um die Entschärfung von Konflikten zwischen Menschen und Elefanten, es geht aber auch um die Rettung einzelner Tiere in Not. Warum letzteres so wichtig ist, zeigt folgende Hochrechnung: Eine einzelne Elefantenkuh bringt im Laufe ihres Lebens von etwa 60 Jahren insgesamt acht weibliche Kälber zur Welt, die ihrerseits für 32 Enkel und 64 Urenkel dieser einen Elefantenkuh sorgen. Gerade bei gefährdeten Arten wie dem Afrikanischen Savannenelefant spielt jedes Tier, das nach einer Hilfeleistung weiter bei seiner Herde und in seinem Lebensraum bleiben kann, eine große Rolle!

Um einzelnen Elefanten in Not zu helfen, arbeitet der WWF mit KiliCREW (dem Kilimanjaro Animal Center for Rescue, Education and Wildlife) zusammen, einer in Tansania beheimateten NGO. KiliCREWs Mission ist es Tieren zu helfen, die aufgrund von Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren verwaist oder verletzt sind. Dazu bietet die Organisation landesweit Workshops für Rangerinnen und Ranger zum Thema „Erste Hilfe bei verletzten Elefanten“ an – ein Thema, das in den Projektgebieten des WWF eine wichtige Rolle spielt. WWF und KiliCREW arbeiten daher zusammen und bilden Rangerinnen und Ranger aus, so dass sie im Ernstfall schnell und professionell helfen können – und zwar in allen vom WWF betreuten oder aufgebauten Schutzgebieten in Tansania. Denn die Rangerinnen und Ranger sind in der Regel als erste zu Stelle, wenn eine Notlage eintritt. Außerdem wird im Rahmen der Kooperation mit KiliCREW eine „Mobile Vet Unit“ aufgebaut – ein mobiles Tierärzte-Team, das medizinische Nothilfe am Einsatzort leisten kann.

In landesweiten Workshops geben Mitarbeiter:innen von KiliCREW ihr Wissen an Rangerinnen und Ranger weiter. Das Ziel: In Notsituationen können die Rangerinnen und Ranger, die in der Regel als eine der ersten am Einsatzort sind, verletzte Elefanten sicher retten und bergen.

Im Laufe des Trainings erarbeiten sich die Ranger:innen anhand von Fallbeispielen theoretisches Wissen und üben das korrekte Vorgehen in Notfallsituationen in praktischen Übungen ein: Wie kann ein Elefant sicher aus einem Brunnen, aus Gräben, Schlamm oder von Schlingen befreit werden? Wie bereitet man eine Rehydrationslösung für ein Elefantenkalb zu? Wie gelingt es, Stressfaktoren bei ausgewachsenen Elefanten und Elefantenkälbern zu minimieren? Für ihre späteren Einsätze erhalten die ausgebildeten Ranger:innen ein Handbuch speziell für die Elefantenrettung, in dem die standardisierten Abläufe von Rettungsaktionen beschrieben sind.

Bildergalerie: Ranger:innen werden in "Notfallhilfe für Elefanten" ausgebildet

Sämtliche Einsätze sind mit den tansanischen Behörden abgesprochen. Zusätzlich werden vor Ort weitere Ranger:innen und Tierärzte in die Rettungsaktionen und medizinisch notwendigen Behandlungen einbezogen. Auch die lokalen Fachleute lernen auf diese Weise neue Behandlungsmethoden und die richtige Verabreichung bestimmter Medikamente kennen.

Zurück bei der Herde

Der kleine Elefant, der im Muhesi Game Reserve in ein Wasserloch gestürzt war, konnte gerettet werden – Dank des souveränen Handelns einer Einheit von Rangerinnen und Rangern, die genau für diesen Einsatzfall professionell geschult worden waren: Nachdem das Elefantenbaby vorsichtig aus dem Loch gezogen worden war, beruhigten die Ranger:innen das kleine Tier weiter, säuberten es und vorsorgen es mit Elektrolyten.

Unterdessen hatte das erste Ranger-Team weiter nach der Herde des Kleinen gesucht. Schließlich kam der erlösende Anruf – die Herde war gefunden! Was nun geschah, war durchaus eine Mutprobe: Zu Fuß führten die Ranger:innen das Kalb in die Nähe seiner Herde und blieben in dieser angespannten Situation so lange an seiner Seite, bis es die Herde bemerkte und auch die Herde selbst aufmerksam wurde. Dann erst zogen sich die Ranger:innen unauffällig zurück. Das Kalb durfte ihnen nun nicht mehr folgen und die Herde musste wissen, dass von den Ranger:innen keine Gefahr ausging. Es glückte! Die Herde ihr nahm ihr verlorenes Mitglied voll Freude wieder in ihre Mitte auf.

Die Kooperation des WWF mit KiliCREW

Ziel der Kooperation mit KiliCREW ist es, mittelfristig alle 7.000 Rangerinnen und Ranger in Tansania nach den im Handbuch festgelegten standardisierten Verfahren zur Rettung von Elefanten auszubilden und sie mit einer geeigneten Ersthelfer-Ausrüstung auszustatten. Um dieses Ziel zu erreichen, werden alle Workshops nach dem Ansatz "Training of Trainers" durchgeführt – die Teilnehmer:innen werden in die Lage versetzt, ihr neu erworbenes Wissen ihrerseits an weitere Rangerinnen und Ranger weiterzugeben.